Microgreens kann man ganz einfach zuhause anbauen. Wie genau das funktioniert und was ihr beachten müsst erfahrt ihr in dieser Anleitung.
Step 1: Anzuchtschale
Prinzipiell eignet sich beinahe jedes flache Gefäß für den Anbau von Microgreens. Ein längs aufgeschnittener Tetrapack oder eine Auflaufschale können upgecycelt und zweckentfremdet werden und reichen für den ersten Probe-Anbau aus. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, kennen wir doch alle die hübschen Kresse Eier zu Ostern!
Langfristig erweisen sich schöne Anzuchtschalen mit einem gutem Wasserreservoir als Segen. Die Microgreens sehen in einer schönen Schale einfach zum anbeißen aus und es entfällt das tägliche Giessen. Besonders an heißen Tagen werden es dir deine Greenies danken, wenn sie ein Wasserreservoir haben, aus dem sie sich bedienen können. Ansonsten lassen sie schnell die Köpfe hängen, außerdem ist ein Wochenendausflug auch kein Problem.
Step 2: Substrat und Erde
Microgreens sind recht anspruchslos was Erde und Substrate angeht. Ideal ist ein Substrat, dass eine gute Wasserspeicherfähigkeit besitzt und trotzdem genügend Luft an die Wurzeln lässt. Der Fachmann spricht vom Porenvolumen. Eine gesunde Mischung aus Grobporen und Mittelporen die Luft und Wasser an die Wurzeln führen, ist für jede Pflanze überlebenswichtig.
Handelsübliche Blumen- oder Gemüseerde eignet sich gut zum Microgreen Anbau. Man füllt eine 3-8 cm hohe Schicht Erde in ein Gefäß seiner Wahl. Je mehr Erde man verwendet, desto weniger oft muss man gießen. Achten sie auf eine gute Qualität der Erde. Leider kommt es vor, dass unliebsame Gäste wie Trauermücken eingeschleppt werden, oder es finden sich viele grobe Reste vom Kompostieren in der Erde. Eine teure Erde ist nicht immer die bessere Erde, leider schwanken die Qualitäten stark. Notfalls muss die Erde gesiebt und anschließend im Backofen bei 120 Grad für 30 Minuten gebacken werden.
Eine gute Alternative ist Kokoserde. Diese ist in der Regel von einer feinen Textur mit guter Durchlüftung aber mäßiger Wasserhaltefähigkeit, wodurch hier öfter die Feuchtigkeit kontrolliert werden muss.
Mit dem richtigen Händchen wachsen sie sogar auf feuchtem Küchenpapier. Allerdings braucht diese Methode sehr viel Aufmerksamkeit. Soll es auf Küchenpapier klappen muss mindestens zweimal täglich die Feuchtigkeit kontrolliert werden, denn das Papier trocknet sehr schnell aus.
Am einfachsten funktioniert der Anbau auf speziellen Anzuchtvliesen. Die besten Ergebnisse konnten wir auf Anzuchtvliesen aus Hanf verzeichnen, diese zeichnen sich gegenüber Kokos durch eine besonders gute Wasserhaltefähigkeit aus, wodurch nur selten gegossen werden muss. Diese Hanfpads versorgen die Wurzeln deiner Greens mit Luft-und Wasser und im Gegensatz zur Erde gibt es keine Sauerei in deiner Küche!
Step 3: Sorten & Saatgut
Prinzipiell lässt sich alles als Microgreen anbauen, was als ausgewachsene Pflanze essbar ist. Tomaten, Auberginen, Bohnen und Paprika fallen raus, da die grünen Pflanzenteile giftig sind. Aber ansonsten sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Jedoch gibt es Pflanzen die besonders gut geeignet sind, weil sie schnell und gleichmäßig keimen. Alle Vertreter der Kohlgewächse von Radieschen über Brokkoli bis Senf eignen sich bestens als Microgreen Anbau. Beliebt sind auch Sonnenblumen, Erbsen, Buchweizen, Amaranth, Chicorée, Luzerne und Klee. Etwas ausgefallener wäre gebleichter Mais oder saftig, grünes Weizengras, aus dem sich ein sehr gesunder Saft herstellen lässt.
Egal für welche Microgreens Sorte man sich entscheidet Achtung ist bei der Auswahl des Saatguts geboten. Von den kleinen Saatgutpäckchen, die zur Aussaat im Gartenfachmarkt angeboten werden, sollte man lieber die Finger lassen. Zum einen sind sie viel zu teuer und andererseits können sie mit Pestiziden behandelt sein. Natürlich muss letzteres angegeben sein, aber allein der Preis disqualifiziert diese Art der Saatgutbeschaffung.
Erbsen, Linsen, Buchweizen, Amaranth, Lein, Sonnenblumen und Getreide sind verhältnismäßig günstig im Biomarkt zu bekommen. Darüber hinaus ist die Sortenwahl aus den Lebensmittelbereich recht eingeschränkt. Diese Samen werden als Lebensmittel gehandelt, sind aber prinzipiell gut keimfähig. Natürlich kann man auch damit einmal Pech haben, in der Regel keimt das Saatgut aus dem Lebensmittelmarkt aber gut und da die Haltbarkeit pauschal mit einem Jahr angegeben wird, darf man sich sicher sein frische Ware erstanden zu haben. Allerdings besteht immer ein Restrisiko der Kontamination von Krankheitserregern wie Salmonellen und E.coli. Diese Art der Saatgutbeschaffung ist also eher was für Mutige!
Sprossensaatgut ist das beliebteste Saatgut um Microgreens anzubauen. Es erfüllt hohe Standards an Keimfähigkeit und Lebensmittelsicherheit. Jegliches Sprossensaatgut ist frei von Salmonellen und E.coli Bakterien, zwar sind Microgreens deutlich robuster als Sprossen, es gibt aber ein gutes Gefühl einwandfreies Saatgut zu verwenden. Am besten ist allerdings die große Sortenauswahl zu moderaten Preisen. Gut sortierte Händler bieten von Brokkoli über Basilikum bis hin zu diversen Blattsenfsorten alles an, was das Herz begehrt.
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Step 4: Die Pflege
Microgreens anzubauen ist einfach und für Einsteiger die ideale Art der Gemüseerzeugung. Aber auch hartgesottene Gärtner werden an den kleinen Keimlingen ihre Freude finden.
Standort
Neben einer Anzuchtschale, dem passendem Substrat und dem richtigen Saatgut braucht es nur noch den richtigen Standort. Ideal ist ein warmes, sonniges Fensterbrett. Die Samen keimen am besten bei 18-22°C. Höhere Temperaturen werden in der Regel gut toleriert, bei niedrigeren Temperaturen kommt es zur Keimhemmung und in Folge zu Schimmelbefall. Daher achte unbedingt darauf, dass die Microgreens einen warmen, vor Zugluft geschützten Standort haben. Gerade im Winter kann das schon mal schwierig sein, da die Fensterbänke nachts schnell auskühlen können. Ist die Fensterbank dauerhaft zu kalt, kann man die Microgreens in einen Küchenschrank oder ins Badezimmer stellen, wo es wärmer ist. Nach etwa drei Tagen ist die Keimung abgeschlossen und die Microgreens können wieder auf die kühle Fensterbank ziehen. Einmal gekeimt sind die Pflanzen robuster und tolerieren auch kühlere Temperaturen, sie wachsen nur langsamer.
Bewässerung
Die Todesursache Nummer 1 und 2 von Deutschlands Topfpflanzen ist ersaufen, dicht gefolgt von vertrocknen. Deine Microgreens benötigen selbstverständlich ausreichend Wasser, sie dürfen aber auch nicht ertränkt werden. In der Anfangsphase der Keimung darf es gerne etwas feuchter sein, im späteren Verlauf sollte man sparsamer mit seinen Wassergaben umgehen, da die Wurzeln sonst anfangen zu faulen. Pflanzenwurzeln brauchen Wasser und Sauerstoff um sich gesund entwickeln zu können. In Gieße also nur wenn es wirklich nötig ist. Mit unserer Saatschale hast du dieses Problem übrigens nicht. Einmal mit Wasser gefüllt, versorgt sie deine Greens bis zur Ernte bedarfsgerecht mit Wasser.
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Licht
Wenn du das ganze Jahr über Micogreens auf deiner Fensterbank anbaust, wirst du vielleicht bemerkt haben, dass sich ihr Aussehen mit den Jahreszeiten verändert. Im Sommer bei guten Verhältnissen erscheinen sie sattgrün und gedrungen, im Winter werden die Stängel lang und die Blattfarbe heller.
Diese Veränderungen hängen mit dem einfallendem Sonnenlicht zusammen. Über die Jahreszeiten schwankt nicht nur die Menge des einfallenden Lichts, sondern auch die Qualität, die wiederum starken Einfluss auf die Pflanzenentwicklung nimmt.
Im Gegensatz zur Anzucht von Jungpflanzen ist es nicht weiter tragisch, wenn die Microgreens wegen wenig Licht vergeilen, es ist sogar bis zu einem gewissen Maß wünschenswert, da lange Stängel die Erntemenge erhöhen. Suche einfach den sonnigsten Platz in deiner Wohnung und deine Microgreens werden sich mit der Menge des Sonnenlichts zufrieden geben und dir eine gute Ernte bescheren!
Step 5: Ernte
Nach nur 7 bis 10 Tagen sind deine Greens erntereif. Du kannst sie ganz einfach mit der Schere über dem Substrat abschneiden und deine Gerichte damit verfeinern. Wir empfehlen eine extra Schere, die nur für die Microgreenernte genommen werden darf und deswegen immer sauber ist. Ernte immer nur so viel wie du gerade brauchst und belasse den Rest einfach in der Schale. Die Greens können ohne Probleme noch zwei Wochen in der Schale „gelagert“ werden. Überprüfe hin und wieder ob noch Wasser in der Schale ist und fülle bei Bedarf nach.
Einmal abgeerntet wachsen die Microgreens nicht nach. All die Energie aus dem Samenkorn steckt in den Keimblättern. Jetzt ist es Zeit für eine neue Runde, dann steht nach einer Woche wieder eine neue Ernte an.
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